
Was war der Beginn deiner Reise in die Welt der Kunst und des Designs?
Meine Verbindung zu Kunst und Design wurzelt in meiner Kindheit – geprägt von persischer Kunst und Poesie, die früh meinen Blick für Schönheit, Erinnerung und kulturelle Kontinuität geschärft haben. Schon damals faszinierte mich, wie Objekte wie ein Textil, ein Keramikstück oder ein Gemälde Geschichten über Generationen und Grenzen hinweg tragen können. Diese Sensibilität führte mich zum Studium der Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte und später zur Eröffnung meiner eigenen Galerie. Von Anfang an ging es mir dabei nicht nur um das Ausstellen von Werken, sondern um das Schaffen von Räumen für Dialog, Emotion und Begegnung. Das Interesse am Design entwickelte sich organisch aus meiner kuratorischen Praxis, insbesondere während der Renovierung meiner Galerie mit dem Architekten PJ Gonzalez. Gemeinsam entwarfen wir eine räumliche Sprache, die historische Tiefe mit zeitgenössischen Perspektiven verbindet. Dabei hat sich mein Verständnis von Innenräumen als Orte von Identität und Erzählung vertieft. Heute begreife ich Innenräume als kuratierte Erlebnisse, in denen Kunst den Ausgangspunkt bildet. Kunst und Design sind für mich untrennbar – eine gemeinsame Sprache, durch die wir unsere Welt wahrnehmen, gestalten und mit ihr in Beziehung treten.
“Schon früh war ich fasziniert, wie Objekte – sei es Textil, Keramik oder Gemälde – Geschichten über Generationen und Grenzen hinweg tragen können.”


Welche Rolle spielen Kunst, Musik und Design für dein tägliches Wohlbefinden?
Sie sind essenziell – nicht als Dekoration, sondern als emotionale und intellektuelle Nahrung. Kunst, Musik und Design helfen mir, die Welt zu verarbeiten. Sie bringen Rhythmus, Tiefe und Klarheit in eine Welt, die an Tempo gewinnt, aber an Tiefe verliert. Vor allem Musik gibt mir Halt. Sie begleitet mich durch den Wechsel von innerer Stille und äußerer Zuwendung. Ich höre viel Ambient, spirituellen Jazz, experimentelle elektronische Musik und persische Kompositionen. Die Musik spiegelt auch wider, wie ich mich durch den Tag bewege. Design und Ästhetik prägen meine Umgebung auf eine Weise, die Raum zum Atmen schafft. Ich glaube, wie wir Räume gestalten, sagt viel darüber aus, wie wir denken und letztlich, wie wir für uns selbst sorgen. Ein ausgewogener Raum, eine stille Ecke, ein bewusst gewähltes Objekt kann Präsenz in den Alltag bringen. Kunst verbindet all diese Ebenen. Sie öffnet emotionale wie gedankliche Räume. Kunst, Musik und Design sind für mich nicht nur Teil des Wohlbefindens – sie sind eine Lebensweise.
“Ich glaube, die Art und Weise, wie wir Räume gestalten, spiegelt wider, wie wir unsere Gedanken ordnen und letztlich, wie wir für uns selbst sorgen. Ein gut durchdachter Raum, eine ruhige Ecke, ein sorgfältig ausgewähltes Objekt können Achtsamkeit in den Alltag bringen. Kunst verbindet all diese Schichten. Sie öffnet emotionale und intellektuelle Türen. Sie erinnert mich daran, zu entschleunigen, zu reflektieren, neugierig zu bleiben.”

Du hast bereits mehrere Projekte mit Noah realisiert – auch im Rahmen deiner interdisziplinären Eventreihe The Loft. Was bedeutet die Marke für dich?
Noah ist eine Designmarke, mit der ein wirklicher, offener Dialog möglich ist. In ihrem Zugang zu kreativem Austausch liegt eine besondere Großzügigkeit: die Bereitschaft zur interdisziplinären Zusammenarbeit, das Vertrauen in künstlerische Intuition und der Mut, Räume für Experimente entstehen zu lassen. Was ich an Noah besonders schätze, ist die Haltung, Design nicht nur als Produkt, sondern als erzählerische Praxis zu begreifen. Unsere Zusammenarbeit, insbesondere im Rahmen von The Loft, zielte nie auf eine klassische Präsentation von Möbeln. Es ging darum, Erfahrungsräume zu öffnen: Orte, an denen sich Klang, Kunst, Gespräch und Präsenz organisch entfalten können. Die Möbel waren dabei kein Mittelpunkt, sondern Teil einer dramaturgischen Choreografie. Für mich steht Noah exemplarisch für eine neue Generation von Gestalter:innen, die verstehen, dass Ästhetik allein nicht genügt. Entscheidend ist die Bedeutung – und die Frage, wie Design an größeren kulturellen Dialogen teilnimmt.
"Für mich gehört Noah zu einer neuen Generation von Designern und Marken, die verstehen, dass Ästhetik allein nicht ausreicht. Entscheidend ist die Bedeutung – und die Frage, wie Design an größeren kulturellen Dialogen teilnimmt."

Wie kam die Zusammenarbeit mit Noah und der Torio-Kampagne zustande – und was hat dich an dem Projekt besonders angesprochen?
Die Anfrage traf einen Moment, in dem ich mich intensiv damit auseinandersetzte, wie kuratorisches Denken kommerzielle Narrative vertiefen kann. Als Noah auf mich zukam, war schnell klar, dass es nicht um reines Styling ging. Es ging um die Idee, gemeinsam eine visuelle Welt zu entwickeln. Mit Tiefe, Emotion und konzeptioneller Klarheit. Torio hat mich durch seine modulare, offene Struktur sofort fasziniert. Für mich war es mehr als ein Möbelstück – es wirkte wie ein kuratorischer Rahmen, eine Form, in der sich Struktur und Weichheit nicht ausschließen. Die Vorstellung, ein Objekt als Bühne für visuelles Erzählen zu nutzen, hat mich unmittelbar berührt. Gleichzeitig war ich nicht nur Creative Director, sondern auch Gesicht der Kampagne. Diese doppelte Rolle ermöglichte mir, etwas sehr Persönliches zu schaffen – und zugleich ein kulturelles Erlebnis zu gestalten, das über mich hinausweist.


Was war deine kreative Vision für die Kampagne – und wie hast du sie zum Leben erweckt?
Meine Vision war es, eine Atmosphäre zu schaffen, die zugleich geerdet und durchlässig wirkt – ein Raum, in dem Struktur und Weichheit, Tradition und Gegenwart, Intimität und Offenheit nebeneinander bestehen können. Torio sollte nicht bloß ein Möbelstück sein, sondern eine Bühne für den Dialog: zwischen Farben, Texturen, Materialien und Kunst. Die beiden Gemälde von Wenxin Zheng, Earth und Heaven, wurden zu emotionalen Ankerpunkten der Kampagne. In ihrer Arbeit verbinden sich Ost und West, Vergangenes und Zeitgenössisches, individuelle Psychologie und kosmische Verbundenheit. Ihre Pinselstriche rufen zugleich Rückzug und Zugehörigkeit hervor – genau diese Stimmung wollten wir im Raum erfahrbar machen. Ausgehend von ihren Werken habe ich eine Farbwelt entwickelt, die ihre Tonalität und emotionale Tiefe aufgreift. So entstand eine visuelle Sprache, in der das Möbelstück Teil einer größeren Erzählung wird. Den Raum habe ich mit antiken Keramiken aus meiner Sammlung sowie floralen Elementen von Hollabotanics kuratiert. Diese Vision umzusetzen, war nur möglich in enger Zusammenarbeit mit dem wunderbaren Team von Noah – mit den Stylistinnen Linda Ehrl und Aathirai Teresia Valentine, Stylistin für Hair und Make-up Kateryna Wulff und dem Fotografen Clemens Poloczek, der die Atmosphäre mit großer Intuition eingefangen hat.

Du bist bekannt dafür, Geschichten durch deinen multidimensionalen Ansatz zu erzählen. Was war deine künstlerische Erzählung für Torio und was ist die zentrale Botschaft?
Im Kern erzählt Torio von Balance – davon, wie Gegensätze auf sinnliche Weise nebeneinander bestehen können. Die Kampagne erforscht das Spannungsverhältnis zwischen Erde und Himmel, Körper und Geist, Struktur und Weichheit, Ruhe und Energie. Es ist eine stille Reflexion über Präsenz: darüber, wie Räume Emotionen tragen, und wie Design zur Auseinandersetzung einlädt. Der Raum sollte eine Atmosphäre schaffen, die offen ist für Erinnerung und tragfähig für kulturellen Austausch. Eine meiner zentralen Intentionen war, zu zeigen, wie Kunst und Design zusammenwirken können, ohne dabei an Tiefe zu verlieren.
Was waren einige der wichtigsten Inspirationsquellen hinter der Kunstinstallation, die du für die Kampagne kuratiert hast?
Die Kampagne war inspiriert von der Idee des Zuhauses als geschütztem Raum – als Ort, an dem sich emotionale, kulturelle und ästhetische Welten still begegnen. Die Installation sollte wie eine Einladung wirken. Der Ausgangspunkt war ein visuelles Gespräch zwischen den Gemälden Earth und Heaven und der offenen, modularen Form von Torio. Das Sofa wurde zur räumlichen Metapher: anpassungsfähig, empfangend, geerdet. Darum entstand eine kuratierte Auswahl von Objekten, die Langsamkeit, Fürsorge und kulturelle Tiefe verkörpern: antike Keramiken, bestickte Textilien, botanische Gesten, architektonische Fragmente. Jedes dieser Elemente trägt eine eigene Geschichte in sich. Die Inspiration kam ebenso aus der Poesie und aus rituellen Formen wie aus zeitgenössischer Kunst. Mich interessierte, wie ein Raum Gefühle tragen kann, ohne sich erklären zu müssen.
“Die Kampagne war inspiriert von der Idee eines Zuhauses als einem geschützten Raum – einem Ort, an dem sich emotionale, kulturelle und ästhetische Welten still und harmonisch begegnen. Ich wollte, dass die Installation wie eine Einladung wirkt: intim, bedacht und voller Präsenz.”

Welche Rolle spielt Kunst bei der Gestaltung der Identität einer Marke, und wie spiegelt diese Kampagne das wider?
Kunst hat die Kraft, die Identität einer Marke zu erweitern, nicht als Dekoration, sondern als Quelle von Tiefe, Spannung und Bedeutung. Wenn sie bewusst eingesetzt wird, öffnet sie neue Räume des Denkens, Fühlens und Verbindens. Sie schafft emotionale Resonanz, kulturelle Relevanz und lädt zu einem anderen Sehen ein. In einer überreizten visuellen Welt ist genau das eine Form von Widerstand. Kunst war in dieser Kampagne nicht Beiwerk, sondern Ausgangspunkt. Es ging nicht um Inszenierung, sondern um einen Raum, der Denken und Gefühl gleichermaßen trägt.
Wie würdest du Torio in deinem Zuhause oder in deiner Galerie stylen?
Ich würde Torio so einsetzen, wie ich auch Ausstellungen oder Wohnräume kuratiere: als Komposition aus Kontrasten und Verbindungen. In meinem Zuhause würde ich es mit antiken Textilien, handgeknüpften Teppichen und skulpturaler Beleuchtung kombinieren – Objekte, die Erinnerung und materielle Tiefe in sich tragen. Ich mag es, wenn Dinge aus unterschiedlichen Zeiten in einen leisen Dialog treten. Torio hat eine ruhige, modulare Präsenz, die Gestaltung zulässt, ohne dabei an Klarheit zu verlieren. Es kann sowohl Mittelpunkt als auch zurückhaltender Rahmen sein. In meiner Galerie würde ich es fast wie ein architektonisches Element einsetzen: als Sitzskulptur in einer Ausstellung oder als stillen Ort für Austausch. Es ist ein Möbelstück, das sich verschiedenen Atmosphären anpasst: nachdenklich, gesellig oder rein visuell. Für mich geht es weniger um Styling als darum, eine Haltung im Raum spürbar zu machen. Torio bringt genau das zur Geltung.